Klassische Bodenprobleme – Risse in den Raummitten

Die im mittleren Drittel des Raumes verlaufenden Risse sind meistens auf eine zu hohe Verformungsbehinderung entlang den Randstellen und bei Fugen zurückzuführen. In vielen Fällen konzentrieren sich die Spannungen an den sich zurückbildenden Aufwölbungen des Unterlagsbodens. Infolge von Druckspannungen vei einer behinderten Ausdehnung kann der Unterlagsboden sogar einknicken.

Die freie Verformung wird bei korrekt ausgeführten Fugen im Unterlagsboden und einwandfrei ausgebildeten Randstellstreifen häufig durch ungewollte Mörtelverbindungen wieder blockiert. Recht oft wird festgestellt, dass der Stellstreifen vor dem Auftragen des Deckputzes abgerissen wird und Putzmörtel die geöffnete Randfuge verschliesst. Dasselbe kann auch beim Verlegen und Ausfugen der Plattenbeläge oder beim Anbringen der Sockelplatten mit dem Klebe- und Fugenmörtel geschehen. Der eingedrungene Mörtel lässt sich selten vollständig aus der Fuge entfernen. Auch Bewegungsfugen oder Fugenschnitte werden sehr häufig mit dem Klebemörtel gefüllt. Die Mörtelverbindungen oder auch nur Mörtelreste verhindern an den Rand- und Bewegungsfugen die längsseitige Verformung oder vergrössern zumindest den Verformungswiderstand. Risse, die mehr oder weniger senkrecht zu den Randanschlüssen oder Bewegungsfugen verlaufen, sind dann die Folge. Typischerweise befinden sich die Risse nahe beim Bewegungszentrum des Unterlagsbodens etwa im mittleren Drittel der Wandseite, wo die Spannungen am höchsten sind.

Spannungen im Unterlagsbodenmörtel nehmen bei Querschnittsreduktionen sprunghaft zu. Die im Normalquerschnitt noch deutlichen unter der Materialfestigkeit liegenden Spannungen können im Bereich der Querschnittsreduktion bereits darüber liegen und Risse verursachen. Typische Schwachstellen dieser Art sind scharfkantige Profile, die zur Befestigung der Heizleitungen verwendet werden. Die Gefahr von Rissebildungen über den meist U-förmigen Profilen steigt mit abnehmender Dicke des Unterlagsbodens und ist besonders bei den normalerweise dünnen, kalziumsulfatgebundenen Unterlagsböden besonders hoch. In grossen Räumen – in der Regel bei Flächen über 30 m² – sind bei den quer durch den Raum verlaufenden „Rissen “ im Streiflicht häufig Absenkungen sichtbar, deren Ursachen auf die folgenden Einflüsse zurückzuführen sind:

  • Risse sind über Aufwölbungen (Schüsselungen) des Unterlagsbodens infolge zu schneller Austrocknung entstanden und waren bereits vor dem Verlegen der Plattenbeläge schon vorhanden. Senkrecht zum Hauptriss werden die beiden Unterlagsbodenfelder in weitere, kleinere meist nahezu quadratische Felder unterteilt, auch bei diesen Rissen sind im Streiflicht Absenkungen festzustellen.
  • Durch das Absenken der Aufwölbung entstehen in den Plattenbelägen Druckspannungen, die im Verlaufe der Zeit eine Materialzerstörung im Plattenbelagf bewirken (sogenannte „Druckrisse“).
  • Durch das Nachschwindne des Unterlagsbodens werden die Druckspannungen im Plattenbelag noch erhöht; im Unterlagsboden vergrössern sich die Zugspannungen. Unmittelbar unter den „Druckrissen“ sind häufig an der Oberfläche des Unterlagsbodens keine Risse festzustellen, da sie sich von der Unterseite her ausbilden. „Druckrisse“ liegen sehr oft über Schwachstellen im Unterlagsmörtel, bie Bodenheizungne beispielsweise über U-Profilen.
  • Im Unterlagsboden entstehen sehr hohe Druckkräfte, wenn die Ausdehnung des Unterlagsbodens bei einer Zunahme der Temperatur behindert ist. Bezogen auf seine Länge ist der Unterlagsboden sehr dünn (Dicken/Längenverhältnisse 1:200). Er „knickt “ bereits bei einer geringen Drucklast aus. Diese Erscheinung ist vo allem bei kalziumsulfatgebundenen Unterlagsböden anzutreffen.

Text und Bilder mit freundlicher Genehmigung von Holcim (Schweiz) AG entnommen aus der Fachpublikation „Unterlagsböden Rissbildung und Verwölben bei schwimmenden Unterlagsböden“, Ausgabe 2002. Die zitierte Publikation kann unter www.holcim.ch bestellt werden.